Seit April 2020 erfasste Sportradar rund 1100 verdächtige Spiele. Davon 655 allein im Jahr 2021. Der Sportradar Geschäftsführer, Andreas Krannich, bezeichnet Spielmanipulationen im Interview mit dem englischsprachigen Branchenmagazin igamingbusiness.com als Krebsgeschwür.
Der Sportradar-Integritätsdienst ist der Anti-Korruptionsarm des Sportdatenspezialisten und sieht ein immer größer werdendes Problem mit Spielmanipulationen. Besonders in den weniger bekannten Ligen kommen häufig Verdachtsfälle vor. In 12 verschiedenen Sportarten in über 70 Ländern der Welt entdeckte Sportradar in den letzten 18 Monaten mögliche Spielmanipulationen.
Besonders Fußball ist laut Sportradar anfällig für Spielmanipulationen und hier ganz besonders die unteren Fußballligen und die Spiele von Nachwuchsteams.
Krannich sagt, er würde “seine Hand ins Feuer legen” und sagen, dass 655 Partien zu 100% manipuliert waren. Aber nur in wenigen Fällen kommt es tatsächlich zur Strafverfolgung, weil Spielmanipulationen oftmals nur schwer nachweisbar sind.
Weniger bekannte Ligen besonders anfällig
Besonders anfällig für Spielmanipulationen ist laut Krannich der unterklassige russische und brasilianische Fußball, aber auch eSports tritt immer öfters ins Visier der Ermittler. Natürlich finden auch in anderen Sportarten Spielmanipulationen statt.
So konnte Sportradar erst vor wenigen Monaten Manipulationen von fast 20 Spielen in der thailändischen Basketballliga feststellen.
Je niedriger die Liga, desto einfacher ist es für die Kriminellen Spieler und Verantwortliche zu bestechen.
Was machen die Behörden gegen Spielmanipulation?
Deutschland hat mit der Regulierung der Sportwetten im Jahr 2021 Spielmanipulationen den Kampf angesagt und u.a. diverse Wettmärkte, die als besonders anfällig für Manipulationen galten, verbannt. So wurden u.a. Live-Wettmärkte wie Ecken oder Fouls in Deutschland verboten.
Die Maßnahmen, die Deutschland im Kampf gegen Wettbetrug ergriffen hat, werden auch im Ausland oftmals als Vorbild genannt.
Auch die Wettanbieter sind klarerweise keine Freunde von Spielmanipulationen und arbeiten teilweise auch schon eng mit Sportradar zusammen. Sollte es bei einem Spiel große Auffälligkeiten geben, kann der Sportwettenanbieter dieses Spiel auch aus dem Wettprogramm nehmen und den Spielern die Einsätze zurückerstatten.