Die wettkampffreien Tage zwischen den Jahren sind vor allem für Profisportler eine „Heilige Zeit“. Bieten diese doch eine der wenigen Gelegenheiten, innezuhalten und dem Leistungsdruck zu entsagen – sei es auf einer sonnigen Insel fernab der Heimat oder im engsten Familien- und Freundeskreis.
Einzig für die Skispringer dreht sich das Hamsterrad unentwegt weiter. Denn statt Festtagsbraten und Fernreise steht bei ihnen das wichtigste Event des Jahres auf dem Plan: die 64. Vierschanzentournee!
→ Peter Prevc Tourneesieger: aktuell beste Quote bei Tipico
Diese setzte sich auch heuer aus vier Sprung-Bewerben zusammen, von denen je zwei in Deutschland und in Österreich ausgetragen werden. Und zwar an folgenden traditionsreichen Schauplätzen:
Die vier Tournee-Schanzen & -Termine im Überblick:
- 29.12.2015: Schattenberg-Schanze/Oberstdorf (GER)
- 01.01.2016: Olympiaschanze/Garmisch-Partenkirchen (GER)
- 03.01.2016: Berg Isel/Innsbruck (AUT)
- 06.01.2016: Paul Ausserleitner-Schanze/Bischofshofen (AUT)
Ziel der Athleten ist es, im Zuge dieser vier Events möglichst konstant und weit zu springen. Denn nur wer bei allen vier Springen Topleistungen abruft, hat die Chance, sich als Punktbester den „Goldenen Adler“ und damit einen festen Platz in den Geschichtsbüchern zu sichern.
Endet 2016 die Erfolgsserie der Österreicher?
Eine Riesenehre, die in den vergangenen acht Jahren jedoch ausschließlich Österreichern vorbehalten war. Seit Janne Ahonens Triumph im Jahr 2008 war gegen die Weitenjäger aus der skisprungverrückten Alpenrepublik kein Kraut mehr gewachsen.
Heuer allerdings deutet aus Sicht der Wettanbieter vieles darauf hin, dass die rot-weiß-roten Superadler erstmals in diesem Jahrzehnt vom Himmel geholt werden.
Grund dafür ist eine mysteriöse Formkrise, die dem lange Zeit unantastbaren ÖSV-Team schon seit Saisonbeginn zu schaffen machen. Vor allem Superstar Gregor Schlierenzauer (Quoten um 30,0), der die Tournee in den Jahren 2011 und 2012 gewann, springt heuer meterweit hinterher.
Wohl auch deshalb hat sich der Tiroler erst wenige vor dem Auftakt in Oberstdorf für eine Teilnahme entschieden. Bei Vorjahressieger Stefan Kraft (Quoten bis 12,0) und Michael Hayböck (bis 15,0) war hingegen von vornherein klar, dass sie heuer an den Start gehen.
Video: Dieser interessante ARD-Beitrag aus dem Jahr 2012 blickt zurück auf die bewegte Geschichte der Vierschanzentournee und zeigt auf, warum diese Veranstaltung seit jeher so faszinierend ist. (Quelle: YouTube/plausturm)
Kein Wunder, sind sie doch die einzigen beiden ÖSV-Athleten, die im bisherigen Saisonverlauf Normalform erreicht haben und daher ein Wörtchen um den Tourneesieg mitreden könnten. Im besonderen Maße gilt dies für den 24-jährigen Hayböck, der nach den sieben bis dato ausgetragenen Weltcup-Bewerben schon zwei zweite Plätze vorzuweisen hat.
Der Topfavorit kommt aus Slowenien
Ganz oben auf der Titelrechnung steht bei den Wettanbietern diesmal jedoch ein Springer des slowenischen Verbandes. Wenig überraschend handelt es sich dabei um den Gesamtweltcup-Führenden Peter Prevc (bis 2,50).
Der 23-Jährige landete in dieser Saison bei fast allen Einzelevents auf dem Treppchen, zuletzt sogar vier Mal in Serie ganz oben. Beste Voraussetzungen also, um auch bei der Tournee so richtig abzuräumen. Wenngleich noch nicht in diesem Jahr, wird ähnliches übrigens auch seinem jüngeren Bruder Domen zugetraut.
Der ist zwar erst 16 Jahre alt, bietet laut dem deutschen Bundestrainer Werner Schuster jedoch speziell in fliegerischer Hinsicht „das Beste, was es je gegeben hat“. Sein zweiter Platz beim jüngsten Weltcup-Springen im schweizerischen Engelberg lässt ihn nun auch bei der Tournee in die Rolle des brandgefährlichen Außenseiters schlüpfen.
Welche Nationen triumphierten bislang am häufigsten?
Abbildung oben: Dieses Balkendiagramm von Statista zeigt, dass Tourneesiege bislang vor allem eine Sache der Österreicher, Deutschen, Norweger und Finnen waren.
Der DSV hofft auf sein Aushängeschild
Von dieser hat sich Severin Freund schon vor geraumer Zeit verabschiedet. Nachdem sich der 27-jährige Bayer in der Vorsaison den Sieg im Gesamtweltcup und den WM-Titel auf der Großschanze sicherte, handeln ihn die Buchmacher heuer als zweitaussichtsreichsten Kandidaten auf den Tourneesieg.
Seinem Teamkollegen Richard Freitag werden dagegen nur Außenseiterchancen zuteil. Der 24-jährige Franke ist in einzelnen Wettbewerben zwar immer für einen Paukenschlag gut, gilt jedoch als zu inkonstant, um auf allen vier Schanzen Topleistungen abzuliefern.
Weitere Titelkandidaten:
Auch die Springernation Norwegen darf sich Hoffnungen machen, dass heuer erstmals seit Anders Jakobsen (2007) wieder einer der ihren den Tournee-Thron erklimmt. Mit Kenneth Gangnes (bis 14,0) und Youngster Johann André Forfang (bis 25,0) haben die Skandinavier nämlich gleich zwei heiße Eisen im Feuer.
Last but not least zählen die Wettanbieter auch Polens Top-Springer Kamil Stoch (bis 50,0) und Japan-Oldie Noriaki Kasai zum erweiterten Kreis der Titelkandidaten.
Anders als der 43-jährige Skisprung-Opa landete der Doppel-Olympiasieger von Sotchi in dieser Saison jedoch noch kein einziges Mal auf dem Siegertreppchen.