Spätestens mit dem Beginn der Bundesliga-Saison ist die Trauer über die ungekrönt gebliebene Europameisterschaft verflogen: Vor dem Start in die WM-Qualifikation rückt am Mittwochabend nun zunächst aber doch noch einmal die Vergangenheitsbewältigung in den Blick.
Da nach der EM mit Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski gleich zwei altgediente Nationalspieler ihren Rücktritt erklärten, wird das Testspiel gegen Finnland unter anderem auch zum etwas wehmütigen Abschiednehmen genutzt.
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Der Kapitän geht von Bord
Dem allerletzten Auftritt im DFB-Trikot sieht in Mönchengladbach allerdings erst einmal nur der scheidende Kapitän entgegen; der aktuell an einer Knöchelverletzung leidende Podolski darf sich dagegen vermutlich bis zum kommenden März auf sein ganz persönliches Abschiedsspiel freuen.
Zumindest für Jogi Löw dürfte das Karriereende des langjährigen Begleiters jedoch nur eine emotionale Randerscheinung sein: Angesichts des bereits am Sonntag folgenden Pflichtspiels in Oslo ist der Bundestrainer längst mit dem Aufbau einer künftigen Meistermannschaft beschäftigt.
Bereits vor dem Start der EM hatte Löw schließlich zu Protokoll gegeben, dass das Turnier in Frankreich lediglich einen kleinen Meilenstein auf dem Weg nach Russland bedeutet – auf die für 2018 geplante Verteidigung des WM-Titels ist das eigentliche Sehnen des 56-Jährigen gerichtet.
Die WM-Quali wird kein Selbstläufer
Aufgrund der zuvor zu bewältigenden Qualifikation muss jedoch schon deutlich früher abgeliefert werden: So bekommt das DFB-Team den erforderlichen Gruppensieg mutmaßlich weder von den starken Tschechen noch von den zuletzt in Frankreich heiß gelaufenen Nordiren einfach so geschenkt.
Wettquoten Vergleich zu Deutschland vs. Finnland:
Das Testspiel gegen Finnland könnte nun ersten Aufschluss darüber geben, wie spannend es für den Favoriten in der Quali-Gruppe C tatsächlich werden wird: Immerhin warten die Skandinavier probehalber mit Qualitäten auf, mit denen es der Weltmeister auch in den nächsten anderthalb Jahren oft genug zu tun bekommen dürfte.
In Ermangelung der ganz großen offensiven Durchschlagskraft hat der finnische Trainer Hans Backe das Hauptaugenmerk auf die Stabilisierung der Hintermannschaft gesetzt – was im Frühjahr unter anderem beim überraschenden 1:1 gegen Belgien erstaunlich reiche Früchte trug.
Dementsprechend wird der Kick im Borussia-Park schon einmal künftige Abnutzungsschlachten in der Ausscheidung simulieren: Die nicht immer von Einfallsreichtum geprägten EM-Auftritte rufen in Erinnerung, dass der Gastgeber hier ein bisschen Nachhilfe dringend nötig hat.
Video: Laut Jogi Löw werden Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski der Nationalmannschaft vor allem menschlich fehlen. (Quelle: YouTube/SPOX)
Während das deutsche Team sowohl bei der WM 2010, als auch bei den Turnieren 2012 und 2014 jeweils die torhungrigste Mannschaft der gesamten Endrunde stellte, hatte die Offensivabteilung in Frankreich viel zu oft einen erstaunlich harmlosen Eindruck hinterlassen.
Kaum zu glauben: Finnland ist ein kleiner Angstgegner
Dank der zahlreichen personellen Möglichkeiten ist hier zwar eher nicht von einer langwierigen Kreativitätskrise auszugehen; nichtsdestotrotz könnte schon am Mittwochabend deutlich werden, ob sich dieses unangenehme Problem auch wirklich angemessen kurzfristig beheben lässt.
Die Wettanbieter wagen diesbezüglich die optimistisch stimmende Prognose, dass es sich bei der Ladehemmung nur um ein vorübergehendes Phänomen gehandelt hat: Niedrige Favoritenquoten von ca. 1,2 stellen bereits am Mittwoch wieder einen standesgemäß souveränen Sieg in Aussicht.
Können dagegen die Finnen den Teilerfolg gegen die Belgier bestätigen, gibt’s für das fällige Remis den rund 7-fachen Einsatz zurück: Der erste Länderspielsieg der Skandinavier im laufenden Kalenderjahr würde allerorten dann sogar für deutlich zweistellige Quoten sorgen.
Allerdings bleibt festzuhalten, dass sich die Annahmen der Buchmacher nicht auf das aktuelle Zahlenmaterial stützen können – so weist die Statistik in den vier seit der Jahrtausendwende absolvierten Duellen ebenso viele (und bisweilen gar ausgesprochen glückliche) Unentschieden aus.
Dabei kann sich die deutsche Mannschaft noch nicht einmal darauf berufen, in Freundschaftsspielen lediglich mit halbem Herzen bei der Sache gewesen zu sein: In sämtlichen dieser Vergleiche standen schließlich wichtige Zähler in verschiedenen WM-Qualifikationen auf dem Spiel.
