„Moneyline“, oder auch, getrennt geschrieben, „Money Line“, ist ein Begriff, über den Sporttipper mit Affinität zu amerikanischen Sportarten früher oder später ganz von selbst stolpern werden. Immerhin gehört die so bezeichnete Wettart zum Standardrepertoire einschlägiger Wettprogramme.
Folglich sind Moneyline Wetten insbesondere im Zusammenhang mit Veranstaltungen aus folgenden Sportarten geläufig:
Sie aber lediglich als gemeinhin verfügbar zu bezeichnen, greift zu kurz beziehungsweise wird ihrer Bedeutung nicht gerecht.
Vielmehr zählen Money Line Wetten, gemeinsam mit den zwei Wettoptionen Handicap (im Basketball und American Football als „Point Spread“, im Baseball als „Run Line“ bekannt) und Over/Under (Über/Unter), zu den klassischen, das heißt meist genutzten Wettangeboten in den Basketball, Eishockey, Baseball und American Football Sportsbooks.
Besonders beispielhaft illustriert diese Bedeutsamkeit das Online Wettportal von Ladbrokes:
Der englische Buchmacher fasst in seinem Teaser für das NFL-Wettangebot die genannten Wettmärkte beispielhaft heraus (vgl. dazu die Abbildung).
Aber auf welches Ereignis oder anders gesagt, welche Fragestellung zielen Moneyline Wetten nun ab?
Moneyline: Wetten auf „Sieg“
Moneyline Betting meint nichts anderes, als auf den Sieg einer Mannschaft zu wetten.
Im Gegensatz zum „Gesamtsieg“ (im Englischen „Outright“), der sich mit dem Gewinn einer Meisterschaft, eines Turniers oder einer Serie befasst, ist Moneyline stets auf Veranstaltungsebene angesiedelt. Es geht folglich um die Frage, welches Team in einem Match siegreich ist.
Im Fußballsportsbook ist die Siegwette für gewöhnlich als 1×2-Wette (Sieg Heimmannschaft = 1, Unentschieden = x, Sieg Gastmannschaft = 2), manchmal aber auch als Ergebniswette angeschrieben, wobei letztgenannte nicht mit der Wette auf das korrekte, genaue oder auch exakte Ergebnis zu verwechseln ist, das sich mit dem Spielendstand (nach regulärer Spielzeit) befasst.
Um diesem kleinen Exkurs in die Fußballwette nun zu begründen: auch die Moneyline-Wette wird, analog zur 1×2-Wette im Fußball, in den deutschsprachigen Sportsbooks gerne unter den Begriffen „Sieg“, „Ergebnis“ oder „12“ bzw. „1×2“ – je nachdem, ob es in dieser Sportart ein Unentschieden gibt, oder nicht – ausgewiesen.
Ein Beispiel dafür liefert die nachfolgende Abbildung, in welcher ein- und dasselbe Angebot von Bet365 aus dem englischen Sportsbook (inkl. amerikanischer Schreibweise der Quoten) und dem deutschen gegenübergestellt ist.
Baseballwetten bei Bet365 – amerikanische Darstellung vs. deutsche Darstellung:
In den meisten amerikanischen Sportarten gibt es kein Unentschieden – und falls doch, wird so lange gespielt, bis ein Sieger feststeht (vgl. Extra Innings im Baseball oder Overtime im Basketball). Einzige Ausnahme ist hier Football, wo eine Partie zumindest in der Regular Season auch nach der Overtime mit einem Remis enden könnte, was allerdings eher selten ist.
Auch im Fußball ist, sofern das Spiel im K.o.-Modus stattfindet, gelegentlich eine Verlängerung erforderlich, um eine Entscheidung herbeizuführen.
Anders als bei den Fußballwetten, bei denen eine etwaige Verlängerung für die Wettabrechnung irrelevant ist (es zählt das Ergebnis nach der regulären Spielzeit), wird diese bei Baseball-, Basketball- oder American Football-Wetten berücksichtigt.
Im Zusammenhang mit Eishockey sind demgegenüber bei den meisten Online-Wettanbietern sowohl Zweiweg- als auch Dreiweg-Moneyline Angebote verfügbar (siehe Abbildung unten).
Eishockey Wetten – Zweiweg Moneyline vs. Dreiweg Moneyline
Warum die Bezeichnung Moneyline?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, ist es vonnöten, etwas weiter auszuholen: Als Moneyline wird im Englischen nicht nur die Wettart, sondern auch das amerikanische Quotenformat bezeichnet.
„Moneyline Quoten“ arbeiten mit positiven und negativen Zahlen, wobei ein Minus stets den Favoriten und ein Plus stets den Außenseiter kennzeichnet.
„-110″ heißt beispielsweise, dass der Tipper 110 Euro einsetzten müsste, um 100 Euro Nettogewinn zu erzielen. Die entsprechende Dezimalquote lautet 1,91. Denn auch hier resultiert aus 110 Euro Wetteinsatz 210 Euro Bruttogewinn.
210 = Nettogewinn + Wetteinsatz = 100 + 110
Umgekehrt bedeutet „+110“, dass 100 Euro Wetteinsatz 110 Euro Nettogewinn einbringen. Das Äquivalent in der kontinentaleuropäischen Schreibweise wäre die Dezimalzahl 2,10. Auch hier zur Verdeutlichung beide Rechenwege:
210 = Dezimalquote x Wetteinsatz = 2,10 x 100
Warum nun die Siegwette auf Events aus den amerikanischen Sportarten ebenfalls Moneyline heißt, ist schnell erklärt.
Die beiden anderen, bereits oben benannten, Wettklassiker, Handicap und Über/Unter, zielen in der Regel darauf ab, für beide Wettausgänge die gleiche Wahrscheinlichkeit eines Eintritts herzustellen (50/50).
So ist der „Trennwert“ für Over/Under Angebote in der Regel so gewählt, dass es gleich wahrscheinlich ist, dass sowohl mehr, als auch weniger Punkte, Tore, etc. als die genannte Anzahl erzielt werden.
Das Handicap zielt wiederum darauf ab, Favoriten und Außenseiter auf Augenhöhe zu bringen indem dem Underdog mehrere Tore oder Punkte Vorsprung gewährt werden.
Folglich werden die, im jeweiligen Wettangebot möglichen Ergebnisse, auch mit derselben Quote bewertet.
Anders ist dies beim Wettmarkt Moneyline: hier lässt sich bei gleichem Wetteinsatz nicht zugleich auch derselbe Wettgewinn erzielen.
Dies illustriert die nachfolgende Tabelle:
Die Höhe des Einsatzes gewinnt demnach bei Moneyline-Wetten an Bedeutung. Wird derselbe potentielle Gewinn anvisiert, muss für die beiden Ausgänge (Sieg Heim oder Sieg Gast) unterschiedlich viel „Geld aufs Spiel gesetzt“ werden („to put money on the line“). Mit dem Begriff Moneyline wird dies deutlich vor Augen geführt.
Übrigens: 2,00 (Dezimalquote) beziehungsweise +/- 100 (amerikanische Quote) repräsentiert eine Eintrittswahrscheinlichkeit des Ereignisses von 50%.
Wie das obige Beispiel, das aus dem Bet365 Sportsbook entlehnt ist, zeigt, werden die Quoten aber in der Praxis etwas niedriger gehalten, sodass sie in der Regel eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit zum Ausdruck bringen (1,91 entspräche in etwa 52% Gewinnwahrscheinlichkeit).