Es schien so, als würde Roger Federer bei den Australian Open nicht mehr richtig glücklich werden.
Fünf Mal seit 2011 war für ihn im Halbfinale Endstation – Murray, Djokovic und Nadal hießen jene Kontrahenten, die ihm jedes Mal die Tür vor dem Finale zuschlugen.
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Diesmal sollte es anders sein, diesmal hieß sein Halbfinal-Gegner Stan Wawrinka. Und gegen seinen Landsmann und langjährigen Wegbegleiter fand Federer den Schlüssel zum Erfolg und somit auch für die „Final-Tür“.
Dabei hätte es aber auch noch anders kommen können. Nachdem Federer bereits mit einer komfortablen 2:0-Satzführung wie der sichere Sieger aussah, kämpfte sich „Stan the Man“ wieder zurück und holte sich Satz 3 und 4.
Doch im Entscheidungssatz behielt „King Roger“ die Oberhand und fixierte sein insgesamt sechstes Endspiel bei den Australian Open.
Federer wartet seit 2012 auf den 18. Grand-Slam-Titel
Ein Erfolg mit dem in der Tennis-Welt niemand gerechnet hatte – nicht einmal er selbst. Seine Erwartungen im Vorfeld des Turnieres waren eindeutig bescheidener. „Ich wäre froh, wenn ich zwei, drei Spiele gewinne und ein bisschen Matchpraxis kriege.”
Verständlich, denn der Schweizer Ausnahmekönner hatte eine sechsmonatige Verletzungspause hinter sich. Sein letztes Spiel bestritt er im Halbfinale von Wimbledon. Eine Knieverletzung, zwang ihn zu dieser Schaffenspause.
„Diese Pause war eine richtige Entscheidung“, erklärt Federer, der sich vollkommen fit fühlt – und das auch im Laufes Turnieres mit zwei gewonnenen Fünf-Satz-Partien auch unter Beweis stellte.
Quotenvergleich Australian Open Finale R. Federer – R. Nadal:
Dabei begann das Turnier recht zäh für den „Maestro“. In den ersten beiden Runden mühte er sich noch, in Runde 3 zerlegte er dann den Tschechen Tomas Berdych in drei Sätzen, ohne auch nur eine Breakchance zuzulassen. Berdych ist immerhin die Nummer 10 der Welt.
Eine Initialzündung für Federer. Im Achtelfinale eliminierte er mit dem Japaner Kei Nishikori die Nummer 5 der Welt und feierte dabei den 200. Sieg über einen Top-10-Spieler bei einem Major-Turnier.
Danach hatte er mit Murray-Bezwinger Mischa Zverev keine Mühe und fixierte damit sein insgesamt 41. Grand-Slam-Halbfinale, in dem er Wawrinka in fünf Sätzen besiegte.
Nun steht Federer in seinem insgesamt 28. Grand-Slam-Finale – 17 davon hat er gewonnen, das letzte 2012 in Wimbledon. An Titel Nummer 18 war er ein paar Mal knapp dran: 2014 und 2015 in Wimbledon, sowie 2015 bei den US Open. Jedes Mal verlor er das Finale gegen Djokovic.
Doch der Herrscher der letzten Jahre hat sich bereits in Runde 2 verabschiedet und auch Murray, der Weltranglisten-Erste, ist nicht mehr dabei. Somit sollte der Weg für Federer eigentlich frei sein.
Nur noch Rafael Nadal steht ihm im Weg.
Nadal ist Federers Angstgegner bei Grand-Slam-Turnieren
Der 30-jährige Spanier setzte sich im Halbfinale in einer Fünf-Satz-Schlacht gegen den Bulgaren Grigor Dimitrov durch und machte so das „Nostalgie-Finale“ perfekt.
Für Nadal ist es das Grand-Slam-Endspiel seit seinem Paris-Triumph 2014 wieder. Seit damals waren er bei den großen vier Saisonturnieren zwei Viertelfinal-Einzüge (Melbourne 2015, Paris 2015) das Höchste der Gefühle.
Nun steht er in Melbourne nach 2009, 2012 und 2014 zum vierten Mal im Finale – aber nur das erste konnte er auch gewinnen. Damals gegen Roger Federer.
Insgesamt trafen Federer und Nadal elf Mal bei Grand-Slam-Events aufeinander – und jedes Mal in einem Halbfinale oder Finale. Acht davon gewann Nadal. In Major-Endspielen standen sich die beiden acht Mal gegenüber, wobei Nadal sechs Mal am Ende der Sieger war.
Das war 2006, 2007, 2008 jeweils bei den French Open, 2008 in Wimbledon 2009 bei den Australian Open und zuletzt 2011 abermals bei den French Open der Fall.
Federers letzter Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier über Nadal liegt fast neun Jahre zurück. Das war im Wimbledon-Endspiel 2007. Von den danach folgenden sechs Duellen bei den Major-Events gingen alle an Nadal.
Video: Roger Federer und Rafael imponierten immer wieder mit beeindruckenden Ballwechseln. (Quelle: YouTube/Xenon Watts)
Somit dürfte der Spanier mit viel Selbstvertrauen in das sonntägige Finale gehen. Zumal er gesehen hat, dass er auch wieder die komplexen Fünf-Satz-Partien gewinnen kann, wie er im Halbfinale gegen Dimitrov eindrucksvoll bewiesen hat.
Aber auch davor ließ Nadal schon mehrfach seine Klasse aufblitzen, als er über Florian Mayer (GER), Marcos Baghdatis (CYP), Alexander Zverev (GER), Gael Monfils (FRA) und Milos Raonic (CAN) in die Vorschlussrunde vorstieß.
Grand Slam Bilanz Roger Federer vs. Rafael Nadal:
Die Wettanbieter sehen Nadal in seinem 21. Major-Endspiel jedenfalls in der Favoritenrolle. Nicht nur, weil er auf Grand-Slam-Ebene gegen Federer seit 2007 ungeschlagen ist, sondern weil er auch in der Gesamtbilanz mit 23:11 vorne liegt.
Wobei Federer das bislang letzte Duell für sich entschieden hat.
Im Oktober 2015 in Basel, gewann er gegen Nadal in drei Sätzen und beendete damit auch eine über dreijährige Niederlagen-Serie gegen Nadal. Davor hatte er fünf Mal in Folge gegen seinen spanischen Angstgegner verloren.