Pokalbewerbe gibt es seit dem Bestehen des Fußballs. Der von der englischen Football Association (FA) erstmals in der Saison 1871/72 ausgetragene „FA Cup“ ist der älteste Fußball-Wettbewerb der Welt. Lange vor der ersten Ligameisterschaft, die in England erst seit der Saison 1888/89 ausgetragen wird.(1)
Die erste Fußballmeisterschaft in Deutschland fand in der Saison 1902/03 statt, als sich der VfB Leipzig in Hamburg-Altona mit einem 7:2-Finalerfolg über den Deutschen FC Prag den ersten Titel sicherte.
Zu diesem Zeitpunkt war es zum ersten deutschen Pokalbewerb noch ein weiter Weg. Erst über 30 Jahre nach dem ersten Meister sollte in Deutschland auch erstmals ein Pokalsieger gekürt werden.
Der DFB-Pokal im Lauf der Jahrzehnte:
Am Anfang stand der “Tschammerpokal”
Nach englischem Vorbild wurde in der NS-Zeit unter dem damaligen Reichssportführer Hans Tschammer von Osten ein Pokal für Vereinsmannschaften geschaffen, der ab 6. Januar 1935 ausgetragen wurde und nach seinem Initiator „Tschammerpokal“ genannt wurde. (2)
Über 4.000 Mannschaften aus Deutschland nahmen an diesem Pokalbewerb teil, das erste Endspiel gewann der 1. FC Nürnberg am 8. Dezember 1935 vor 60.000 Zuschauern im Düsseldorfer Rheinstadion gegen Schalke 04 mit 2:0.
Im Jahr darauf sicherte sich der VfB Leipzig den Pokalsieg mit einem 2:1-Sieg im Berliner Olympiastadion. Wieder war Schalke der unterlegene Endspielgegner, aber 1937 wendete sich das Blatt.
Video: Das Pokalfinale 1936 gewann der VfB Leipzig gegen Schalke 04. (Quelle: Youtube/RR Storga)
Bei der dritten Finalteilnahme gelang den Gelsenkirchnern in Köln Müngersdorf mit 2:1 über Fortuna Düsseldorf der erste Pokalsieg. Damit sicherte sich Schalke auch das erste „Double“ der deutschen Fußballgeschichte, denn am 20. Juni 1937 hatten die Königsblauen mit einem 2:0-Finalsieg in Berlin über den 1. FC Nürnberg bereits zum dritten Mal nach 1934 und 1935 die Meisterschaft gewonnen.
Neue Sieger nach dem Anschluss Österreichs
Auf dem Weg zum vierten Finaleinzug in Folge stolperten die Schalker 1938 allerdings bereits in der 1. Runde mit 3:4 über Victoria Hamburg. Nach dem Anschluss von Österreich an das Deutsche Reich im Frühjahr 1938 beschloss der Deutsche Fachverband Fußball, dass die ehemals österreichischen Vereine noch im selben Jahr bereits am Pokalbewerb teilnehmen sollten.
Acht österreichische Klubs nahmen an einer Ausscheidungsrunde teil, die Sieger trafen ab dem Viertelfinale auf die Vereine aus dem „Altreich“. Im Endspiel am 8. Januar 1939 standen einander in Berlin somit Rapid Wien und der FSV Frankfurt gegenüber.
Die etwas überraschend ins Finale vorgedrungenen Hessen waren zu diesem Zeitpunkt seit 30 Spielen ungeschlagen.(3) Dennoch galten sie als Außenseiter, lagen aber zur Pause mit 1:0 voran und hielten diesen Vorsprung bis zur 80. Minute. In den letzten Minuten schlugen die Wiener in ihrer „Rapid-Viertelstunde“ aber noch drei Mal zu und siegten 3:1.
Nach dem Spiel riefen empörte Frankfurter Fans „Tschammer von Osten – dein Pokal soll verrosten“, da sie sich vom Schiedsrichter benachteiligt fühlten. (4) Hintergrund dieser Anschuldigung war die Tatsache, dass FSV-Verteidiger Willy May nach einem Zusammenstoß mit dem Wiener Georg Schors nach einer Stunde verletzt ausscheiden musste.
Manche witterten eine Verschwörung und mutmaßten, dass ein Erfolg eines Vereins aus der „Ostmark“ aus politischen Gründen gewünscht sei.
Ähnliche Stimmen kamen auch 1941 auf, als Rapid Wien im Endspiel um die deutsche Meisterschaft nach einem 0:3-Rückstand gegen Schalke 04 noch mit 4:3 siegte – auch dabei drehten die Grün-Weißen aus Wien das Spiel innerhalb weniger Minuten um. Allerdings ließen sich die aufgestellten Behauptungen und Theorien nicht durch Fakten erhärten.(5)
Zudem hatte Schalke davor und danach – in den Jahren 1939 (9:0 gegen Admira Wien) und 1942 (2:0 gegen den First Vienna FC) – jeweils durch Finalsiege gegen Vereine aus der Ostmark die deutsche Meisterschaft gewonnen.
Der Pokalbewerb im 2. Weltkrieg
Im September 1939 brach der 2. Weltkrieg aus. Der DFB-Pokal ging vorerst dennoch weiter, das Finale konnte allerdings erst am 28. April 1940 stattfinden. Der 1. FC Nürnberg holte sich mit einem 2:0-Erfolg über Waldhof Mannheim nach 1935 zum zweiten Mal den Titel.
Im Jahr darauf standen die Nürnberger erneut im Endspiel. Die erhoffte Titelverteidigung gelang allerdings nicht, denn vor 60.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion gab es eine 1:2-Niederlage gegen den Dresdner SC, der Mannschaft um den späteren DFB-Bundestrainer Helmut Schön.
Es war das erste Pokalfinale, das erst in der Verlängerung entschieden wurde. Was dem „Club“ nicht möglich war, das sollte den Dresdnern gelingen, denn ein Jahr später verteidigten die Sachsen ihren Titel durch einen 2:1-Fnalerfolg über Schalke 04 erfolgreich.
Die Dresdner lösten in den letzten Kriegsjahren Schalke 04 als führender Verein Deutschlands ab und holten nach den beiden Pokalsiegen in den Jahren 1943 und 1944 auch zwei Mal die deutsche Meisterschaft. Nach Kriegsende wurde der Klub jedoch aufgelöst und erst nach dem Zusammenbruch der DDR im März 1990 neu gegründet.(6)
Das Ende des Tschammerpokals
Rapid Wien war nicht der einzige Verein aus der damaligen Ostmark, der einen deutschen Titel gewinnen konnte. Denn ehe der Bewerb aufgrund der sich immer mehr ausweitenden Kriegshandlungen ab 1944 nicht mehr ausgetragen wurde, siegte der First Vienna FC im letzten Tschammerpokal-Endspiel am 31. Oktober 1943 in Stuttgart gegen den Luftwaffen-Sportverein Hamburg nach Verlängerung mit 3:2.
Video: Die letzte Auflage des Tschammerpokal gewann 1943 der First Vienna Football Club gegen LSV Hamburg. Danach hatte der Pokal in Deutschland fast 10 Jahre Pause. (Quelle: Youtube/Fanarchiv)
Der Namensgeber erlebte die letzte Auflage „seines“ Pokals in der Stuttgarter „Adolf-Hitler-Kampfbahn“ – dem späteren Neckar-Stadion und der heutigen „Mercedes-Benz-Arena“ – nicht mehr mit. Hans von Tschammer und Osten starb am 25. März 1943 in Berlin an einer Lungenentzündung.(7)
Mit dem Ende des 2. Weltkriegs gehörte nicht nur die Nazi-Herrschaft der Vergangenheit an, auch der „Tschammerpokal“ war Geschichte. Es sollte fast zehn Jahre dauern, ehe der First Vienna Football Club einen Nachfolger als deutscher Pokalsieger erhielt.
Der DFB-Pokal in der Nachkriegszeit
Im August 1952 startete der Deutsche Fußball-Bund mit der Vorrunde des neuen „DFB-Vereinspokals“. Für diese qualifizierten sich insgesamt 32 Klubs über regionale Pokalbewerbe und traten ab da in einem gesamtdeutschen Bewerb gegeneinander an.
Am 1. Mai 1953 standen einander schließlich im Düsseldorfer Rheinstadion Rot-Weiß Essen und Alemannia Aachen im Endspiel gegenüber, das die Essener mit 2:1 für sich entschieden.
Der spätere WM-Held Helmut Rahn erzielte dabei den zweiten Treffer für die Essener. Der Anschlusstreffer des späteren DFB-Bundestrainers Jupp Derwall für Alemannia kam zu spät.
Der „Tschammerpokal“ hatte zu diesem Zeitpunkt als Bezeichnung bereits ausgedient, der Pokal selbst blieb jedoch noch längere Zeit erhalten. Die Trophäe war 1943 beim letzten Gewinner in Wien verblieben und sollte nun einen neuen Besitzer erhalten.
Lediglich das auf der ursprünglichen Trophäe angebrachte Hakenkreuz wurde durch eine Plakette mit dem DFB-Logo ersetzt.(2) Bis 1964 wurde der Sieger des DFB-Pokals mit dieser Trophäe ausgezeichnet.
Jener Pokal, der bis heute allgemein als DFB-Pokal bekannt ist, wurde erstmals in der Saison 1964/65 an den damaligen Sieger Borussia Dortmund vergeben. In den Sockel werden die Namen der jeweiligen Siegerteams eingraviert, wobei dieser im Lauf der Jahre erweitert werden musste. (8)
Wenig Interesse von Vereinen und Anhängern
Noch den alten Pokal bekam die Mannschaft des VfB Stuttgart bei ihrem ersten Pokalsieg in der Saison 1953/54 nach dem 1:0-Sieg nach Verlängerung gegen den 1. FC Köln in Ludwigshafen überreicht.
Der Pokalbewerb im WM-Jahr glich allerdings einem Rumpfbewerb, denn an der überregionalen Schlussrunde nahmen nur acht Mannschaften teil. Neben den Siegern der regionalen Pokalbewerbe waren dies auch die Finalteilnehmer um die deutsche Meisterschaft und der Amateurmeister Bergisch Gladbach.
Abbildung links: Bis 1964 wurde die frühere “Tschammerpokal”-Trophäe in adaptierter Form an den DFB-Pokalsieger übergeben. (Quelle: Wikipedia Commons/Ranofuchs, Tschammer-Pokal Trophy 01, CC BY-SA 3.0 )
Nach der erfolgreichen WM in der Schweiz mit dem abschließenden „Wunder von Bern“ ging der DFB-Pokal 1954/55 wieder mit 32 Teams in der Schlussrunde weiter.
Im Endspiel in Braunschweig siegte der Karlsruher SC gegen Schalke 04 mit 3:2 und sicherte sich seinen ersten Pokalsieg, den er im Jahr darauf im eigenen Stadion mit einem 3:1-Finalerfolg über den Hamburger SV wiederholen konnte.
Allerdings nahmen an der Schlussrunde diesmal nur fünf Teams teil, wobei diese sich zum Teil gar nicht qualifizieren mussten, sondern von den jeweiligen Regionalverbänden nominiert wurden. Ein Grund dafür war, dass sich das öffentliche Interesse an den regionalen Pokalwettkämpfen in sehr engen Grenzen hielt und daher zum Teil darauf verzichtet wurde.
Auch in der Saison 1956/57 bestand die Endrunde des DFB-Pokals nur aus fünf Teams. Der FC Bayern München eliminierte im Ausscheidungsspiel den Spandauer SV mit 4:1 und setzte sich im Halbfinale gegen den 1. FC Saarbrücken nach Verlängerung mit 3:1 durch. Im Finale in Augsburg siegten die Bayern gegen Fortuna Düsseldorf mit 1:0 und sicherten sich damit ihren ersten Pokalsieg.
In den darauf folgenden Jahren sank das Interesse am DFB-Pokal weiter. Erst ab der Saison 1960/61 besserte sich die Situation wieder etwas, als zumindest 16 Vereine am bundesweiten Wettbewerb teilnahmen. Dennoch wohnten dem 2:0-Finalsieg von Werder Bremen über den 1. FC Kaiserslautern in der Glückauf-Kampfbahn von Gelsenkirchen nur 18.000 Zuschauer bei.
Mit der Bundesliga kam der Aufschwung
Immerhin 41.000 Zuschauer sahen das DFB-Pokal-Endspiel am 29. August 1962 zwischen dem 1. FC Nürnberg und Fortuna Düsseldorf im Niedersachsenstadion Hannover. Die Franken setzten sich nach Verlängerung mit 2:1 durch und holten damit nach 1935 und 1939 ihren insgesamt dritten Pokaltitel.
Im Jahr darauf feierte der Hamburger SV seinen Premierentitel im DFB-Pokal. Wieder fand das Endspiel in Hannover statt und vor 68.000 Zuschauern siegte der HSV gegen Borussia Dortmund durch drei Tore von Uwe Seeler mit 3:0.
Die Einführung der Bundesliga hauchte ab der Saison 1963/64 auch dem lange Zeit mehr schlecht als recht dahin siechenden Pokalbewerb neues Leben ein. An der Schlussrunde im DFB-Pokal, die von April bis Juni 1964 ausgetragen wurde, nahmen 32 Mannschaften teil.
Im Finale am 13. Juni im Stuttgarter Neckarstadion setzte sich der TSV 1860 München gegen Eintracht Frankfurt mit 2:0 durch und holte sich den zweiten Pokaltitel nach 1942. Es war das letzte Mal, dass dem Sieger noch die alte Tschammerpokal-Trophäe überreicht wurde.
Ein neuer Pokal als Zeichen der Veränderung
Erstmals um den neuen Pokal ging es in der Saison 1965. Nachdem die Dortmunder Borussia zwei Jahre zuvor bei ihrer ersten Finalteilnahme noch dem HSV klar unterlegen war, ließ sich der BVB den Titel diesmal nicht mehr nehmen und bezwang im Finale in Hannover Alemannia Aachen nach zwei frühen Toren sicher mit 2:0.
Der Kölner Goldschmied Wilhelm Nagel hatte den bis heute verwendeten etwa 52 cm hohen Wanderpokal geschaffen, der aus mit 210 Gramm Feingold feuervergoldeten Sterlingsilber besteht. Darüber hinaus ist der Pokal mit 12 Turmalinen, 12 Bergkristallen und 18 Nephriten ausgestattet.
Bild rechts: Ab 1965 wurde dem Sieger eine neue Trophäe verliehen. (Quelle: Wikipedia Commons/Jarlhelm, DFB-Pokal 2007 Nürnberg, CC BY-SA 3.0 )
Im Jahr 2002 wurde der Pokal nach dem 4:2-Finalsieg von Schalke gegen Bayer Leverkusen schwer beschädigt, nachdem die Trophäe Schalke-Manager Rudi Assauer bei der Triumphfahrt durch Gelsenkirchen aus den Händen rutschte. Fünf Monate dauerte die Restaurierung der verbeulten Trophäe durch deren Erschaffer.(9)
Die große Zeit des FC Bayern beginnt
In der Saison 1965/66 stieg der FC Bayern München erstmals in die Bundesliga auf. Dort belegten die Bayern auf Anhieb Platz drei und drangen auch ins Pokalfinale vor. Am 4. Juni 1966 setzten sich die Münchner, die im Halbfinale den 1. FC Nürnberg in der Verlängerung mit 2:1 bezwungen hatten, im Frankfurter Waldstadion gegen den Meidericher SV mit 4:2 durch und holten nach 1957 ihren zweiten Pokaltitel.
Im Jahr darauf wiederholten die Bayern diesen Triumph im Stuttgarter Neckarstadion und siegten dort gegen den Hamburger SV glatt mit 4:0. Den dritten Pokalsieg in Folge verpassten die Bayern 1968 durch eine 1:2-Niederlage im Halbfinale gegen den Regionalligisten VfL Bochum.
Bereits davor hatten die Bochumer mit dem Karlsruher SC, dem VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach Bundesligisten aus dem Bewerb geworfen. Im Finale zog der VfL aber den Kürzeren und unterlag in Ludwigshafen dem 1. FC Köln mit 1:4, der sich damit nach dem ersten Bundesliga-Meistertitel 1963/64 auch über den ersten Erfolg im DFB-Pokal freuen durfte.
1969 war aber wieder das Jahr der Bayern. Mit dem ersten Meistertitel in der Bundesliga und dem 2:1-Sieg im Pokalfinale gegen Schalke 04 holten sich die Münchner zum dritten Mal in vier Jahren den DFB-Pokal und erstmals auch das Double.
Erster Pokalsieg für einen Zweitligisten
Zu einer Premiere kam es beim Pokalbewerb 1970. Titelverteidiger Bayern München war im Viertelfinale gegen den 1. FC Nürnberg mit 1:2 gescheitert, die Nürnberger wiederum unterlagen im Halbfinale nach Verlängerung den Offenbacher Kickers.
Dennoch gingen die Offenbacher als Außenseiter ins Finale am 29. August 1970 in Hannover gegen den 1. FC Köln, setzten sich aber mit 2:1 durch und holten als erster Zweitligist den Pokal. Nach einer Stunde führten die Kickers mit 2:0, danach holten die Kölner ein Tor auf, vergaben aber in der Schlussphase noch einen Elfmeter.
Video: 1970 gewannen den Offenbacher Kickers als erster Zweitligist den DFB-Pokal.
(Quelle: Youtube/Oerg866)
Einige Monate später scheiterte der Titelverteidiger jedoch bereits in der 1. Hauptrunde am VfR Heilbronn. Dagegen standen die Kölner erneut im Finale, mussten aber zum wiederholten Mal dem Gegner den Vortritt lassen.
Vor 71.000 Zuschauern im Neckarstadion führten die Geißböcke gegen den FC Bayern zur Pause mit 1:0, nach 90 Minuten stand es 1:1. Erst zwei Minuten vor Ende der Verlängerung gelang den Münchnern der Siegtreffer zum bereits fünften Pokalsieg der Klubgeschichte.
Veränderungen: Hin- und Rückspiel & Elfmeterschießen
Mit der Einführung von Hin- und Rückspielen in der Saison 1971/72 ab der 1. Hauptrunde wurden die Hoffnungen vieler unterklassiger Teams auf eine Pokalüberraschung zunichte gemacht.
Die Topvereine waren in der finalen Phase des Bewerbs unter sich. Dennoch barg der neue Modus einiges an Dramatik. So scheiterte Titelverteidiger Bayern München trotz eines 3:0-Heimsieges gegen den 1. FC Köln aufgrund einer 1:5-Pleite im Rückspiel bereits im Viertelfinale.
Die Kölner wiederum gewannen im Halbfinale zwar das Heimspiel gegen Schalke 04 mit 4:1, brachten diesen Vorsprung aber ebenfalls nicht über die Runden und verloren in Gelsenkirchen nach Verlängerung mit 2:5. Da es damals keine Auswärtstorregel gab, kam es zum Elfmeterschießen, in dem die Schalker das bessere Ende für sich hatten.
Im Finale in Hannover ließen die Königsblauen dann dem 1. FC Kaiserslautern keine Chance und siegten klar mit 5:0, der bislang höchste Sieg in einem Pokalfinale. Fast 40 Jahre später stellten die Schalker ihren eigenen Rekord ein und holten sich 2011 mit einem 5:0 über den MSV Duisburg ihren fünften Pokalsieg.
Das Pokaltrauma der Kölner setzte sich dagegen auch in der Saison 1972/73 fort. Im Finale gegen den rheinischen Rivalen Borussia Mönchengladbach gab es mit 1:2 nach Verlängerung die dritte Finalniederlage in vier Jahren. Nach einer Meinungsverschiedenheit mit Trainer Hennes Weisweiler wechselte sich Gladbachs Günter Netzer in der Overtime selbst ein und erzielte drei Minuten später den entscheidenden Treffer.
Video: Günter Netzer sorgt für die Entscheidung im Pokalfinale 1973. (Quelle: Youtube)
Köln und Düsseldorf versöhnen sich mit dem Pokal
Nach zwei Saisonen mit Hin- und Rückspiel kehrte der DFB-Pokal ab der Saison 1973/74 wieder zum alten Modus mit nur einem Spiel zurück. Vor allem deshalb, da ansonsten vor der Heim-WM die Belastung für die Spieler durch die vielen Spiele zu groß gewesen wäre.
Das blieb nicht ohne Folgen. So schieden Schalke 04, der VfB Stuttgart oder Borussia Dortmund bereits in der 1. Runde aus. Im Finale standen Eintracht Frankfurt und der Hamburger SV, wobei sich die Hessen in der Verlängerung mit 3:1 durchsetzten und ihren ersten Pokaltriumph feiern durften.
1974/75 nahmen erstmals 128 Klubs am DFB-Pokal teil, dennoch konnte die Eintracht etwas überraschend ihren Titel mit einem 1:0-Finalerfolg über den MSV Duisburg verteidigen.
Nachdem der Hamburger SV 1976 mit einem 2:0 im Endspiel gegen Kaiserslautern seinen zweiten Sieg im DFB-Pokal bejubeln durfte, gelang es dem 1. FC Köln in den folgenden beiden Jahren endlich, den Pokalfluch zu überwinden. Im Finale 1977 benötigten die Geißböcke ein Wiederholungsspiel, um Hertha BSC mit 1:0 zu bezwingen, im Jahr darauf gab es einen 2:0-Erfolg im Endspiel über Fortuna Düsseldorf.
Für die Düsseldorfer war das bereits die fünfte Finalniederlage im DFB-Pokal, aber ein Jahr später sollte auch die Durststrecke der Fortuna endlich zu Ende gehen. Nach 90 Minuten war im Finale in Hannover gegen Hertha BSC noch kein Tor gefallen, aber in der 116. Minute fiel der erlösende Treffer durch Wolfgang Seel.
Für die Berliner bedeutete es die zweite Finalniederlage in drei Jahren, im Gegensatz zu den Düsseldorfern muss die Hertha bis heute auf einen Sieg im DFB-Pokal warten.
Erste Entscheidung im Elfmeterschießen
Die Fortuna wiederum war als Titelverteidiger auch 1980 erfolgreich und revanchierte sich in Gelsenkirchen mit einem 2:1-Finalsieg über den 1. FC Köln für die zwei Jahre zuvor erlittene Finalniederlage.
Nachdem Eintracht Frankfurt 1981 seinen dritten Pokalsieg fixieren konnte, holten sich die Bayern nach 11-jähriger Pause 1982 mit einem 4:2-Finalerfolg über den 1. FC Nürnberg wieder die Trophäe.
1983 kam es dagegen erstmals im Endspiel zu einem Stadtderby. Vor 61.000 Zuschauern im ausverkauften Kölner Stadion siegte der 1. FC Köln gegen Fortuna Köln durch einen Treffer von Pierre Littbarski mit 1:0.
Das Finale 1984 fand im Frankfurter Waldstadion statt und war das bislang letzte, das nicht in Berlin ausgetragen wurde. Dabei kam es zu gleichzeitig zu einer Premiere, denn erstmals wurde der Pokalbewerb im Elfmeterschießen entschieden, nachdem das Duell zwischen Bayern München und Borussia Mönchengladbach nach 120 Minuten mit einem 1:1 geendet hatte.
Lothar Matthäus schoss gleich den ersten Strafstoß für die Gladbacher über das Tor, aber auch Bayerns Klaus Augenthaler vergab. Beim Stand von 6:6 traf der Gladbacher Norbert Ringels den Pfosten und Michael Rummenigge sorgte mit dem 7:6 für die Entscheidung.
Video: Das Pokalfinale 1984 war das erste, das im Elfmeterschießen entschieden wurde. (Quelle: Youtube)
Finale nur noch in Berlin
Ab 1985 wurden dann die Endspiele im DFB-Pokale nur noch im Berliner Olympiastadion ausgetragen. Dabei soll es vorerst zumindest bis zum Jahr 2020 bleiben. (10) Dabei sah es danach aus, als ob es so weitergehen würde, wie zuvor. Der FC Bayern ging im Finale gegen Bayer 05 Uerdingen programmgemäß frühzeitig in Führung.
Aber kurz darauf fiel der Ausgleich und nach der Pause mussten die nach dem Ausschluss von Dremmler dezimierten Bayern gegen den krassen Außenseiter noch das 1:2 hinnehmen, der sich sensationell den ersten – und bisher einzigen – Titel der Klubgeschichte sicherte.
Die Titelverteidigung der Krefelder scheiterte bereits in Runde 2 mit einem 0:3 gegen Eintracht Trier. Die Bayern dagegen standen erneut im Endspiel und ließen dem VfB Stuttgart mit 5:2 keine Chance. Allerdings sollte es diesmal sogar 12 Jahre dauern, ehe der erfolgsverwöhnte FCB erneut den Pokal in die Höhe stemmen durfte.
Stattdessen durften sich der Hamburger SV (1987), Eintracht Frankfurt (1988), Borussia Dortmund (1989) und erstmals auch der 1. FC Kaiserslautern (1990) über Pokaltitel freuen. Die Pfälzer hatten vier Finalspiele verloren, ehe es beim 3:2 über Werder Bremen endlich zum ersten Mal klappte.
Für die Bremer war es die zweite Finalniederlage in Folge und 1991 stand Werder zum dritten Mal hintereinander im Endspiel. Nach 90 und 120 Minuten stand das Spiel gegen den 1. FC Köln 1:1, aber im Elfmeterschießen hatten die Bremer die besseren Nerven und holten sich zum zweiten Mal nach 1961 den Titel.
(© Rainer Jensen/ dpa / picturedesk.com)
Zweit- und Drittligisten trumpfen auf
1992 verpasste Werder dagegen im Halbfinale mit einer Niederlage im Elfmeterschießen gegen Hannover 96 das vierte DFB-Pokalfinale in Folge. Der Zweitligist hielt im Endspiel gegen den Bundesligisten Mönchengladbach 120 Minuten ein torloses Remis und setzte sich schließlich erneut im Elfmeterschießen durch. Zum zweiten Mal nach den Offenbacher Kickers (1970) hatte ein Zweitliga-Klub den DFB-Pokal gewonnen.
Eine noch größere Sensation bahnte sich in der Saison 1992/93 an. Die in der Regionalliga spielende Amateurmannschaft von Hertha BSC drang nach Siegen über Heidelberg, den VfB Leipzig, Titelverteidiger Hannover 96, den 1. FC Nürnberg und den Chemnitzer FC bis ins Endspiel vor.
Die Hertha-Profis hatten noch nie den DFB-Pokal gewonnen und auch die Amateure sollten letztlich an diesem Ziel scheitern. Der hochfavorisierten Mannschaft von Bayer Leverkusen gelang erst in der 77. Minute durch Ulf Kirsten der einzige Treffer des Spiels. Dieser Erfolg ist bis heute der einzige Titel, den die Werkself auf nationaler Ebene erringen konnte. (11)
Video: 1993 gewann Leverkusen den DFB-Pokal gegen die Amateure von Hertha BSC. (Quelle: Youtube)
Auch 1994 gab es mit Zweiliga-Absteiger Rot-Weiß Essen einen klaren Außenseiter im Pokalfinale, das Werder Bremen mit 3:1 für sich entschieden konnte. Im Jahr darauf stand mit Zweitligist VfL Wolfsburg zum vierten Mal in Folge ein Klub, der nicht der höchsten Spielklasse angehörte, im Finale des DFB-Pokals.
Zwei Jahre vor dem erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga waren die Wolfsberger im Pokalendspiel gegen Borussia Mönchengladbach allerdings chancenlos und verloren glatt mit 0:3.
Einen bitteren Beigeschmack hatte der zweite Pokalsieg nach 1990 für den 1. FC Kaiserslautern. Denn eine Woche vor dem 1:0-Finalerfolg in Berlin über den Karlsruher SC waren die „Roten Teufel“ erstmals in der Klubgeschichte aus der Bundesliga abgestiegen. Zum ersten und bisher einzigen Mal in Deutschland gewann ein Absteiger den DFB-Pokal. (12)
1997 feierte der VfB Stuttgart 39 Jahre nach seinem letzten Pokalsieg durch einen 2:0-Finalerfolg über den Regionalligisten Energie Cottbus seinen insgesamt dritten Triumph im DFB-Pokal.
Die Bayern sind zurück
12 Jahre dauerte es, ehe sich der FC Bayern wieder in die Siegerliste des DFB-Pokals eintragen durfte. Seit dem letzten Titel 1986 hatte der bis dahin bereits achtfache Pokalsieger nicht einmal mehr das Finale erreicht. Dabei hatten die Bayern im Laufe der Jahre zwar stets als Favorit gegolten, aber mehrfach frühzeitige Pokalpleiten erlitten.
So scheiterten die Münchner 1990 bereits in der 1. Hauptrunde mit 0:1 am FV 09 Weinheim und im Jahr darauf im heimischen Olympiastadion gegen den FC Homburg nach Verlängerung mit 2:4. 1994 setzte sich die Serie mit einer blamablen 0:1-Niederlage im Erstrundenspiel beim TSV Vestenbergsgreuth fort.
Aber 1998 war es endlich wieder soweit. Die Bayern standen im Finale in Berlin gegen den MSV Duisburg, gerieten gegen die „Zebras“ aber nach 20 Minuten in Rückstand. Erst im Finish gelang doch noch der Ausgleich und kurz vor Schluss der regulären Spielzeit noch der Siegtreffer durch Mario Basler.
Die Sieger im DFB-Pokal von 1935-2017:
- 18 Siege: Bayern München
- 6 Siege: Werder Bremen
- 5 Siege: Schalke 04
- 4 Siege: 1. FC Nürnberg, 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund
- 3 Siege: Hamburger SV, VfB Stuttgart, Borussia Mönchengladbach
- 2 Siege: 1860 München, Dresdner SC, Fortuna Düsseldorf, Karlsruher SC, 1. FC Kaiserslautern
- 1 Sieg: Rapid Wien, First Vienna FC, Rot-Weiß Essen, Schwarz-Weiß Essen, VfB Leipzig, Kickers Offenbach, Bayer Uerdingen, Hannover 96, Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg
1999 waren die Bayern wieder im Finale, mussten aber nach einem 1:1 nach 90 und 120 Minuten gegen Werder Bremen ins Elfmeterschießen, wo ausgerechnet die beiden Superstars Stefan Effenberg und Lothar Matthäus nicht ins Tor trafen. Im Jahr darauf revanchierten sich die Münchner mit einem 3:0-Finalsieg an den Bremern.
Aber die Underdogs probten weiter den Aufstand. Titelverteidiger Bayern scheiterte im Elfmeterschießen in der 2. Runde am Viertligisten Magdeburg und Regionalligaklub Union Berlin zog nach Siegen über RW Oberhausen, SpVgg Greuther Fürth, dem SSV Ulm, dem VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach ins Finale ein.
Im ausverkauften Olympiastadion hielten die Berliner gegen Schalke 04 bis zur Pause ein 0:0, mussten sich aber schließlich nach zwei Treffern von Jörg Böhme innerhalb von fünf Minuten mit 0:2 geschlagen geben.
Kurze Unterbrechungen der Münchner Dominanz
2002 verteidigte Schalke als erster Klub seit Fortuna Düsseldorf in den Jahren 1979 und 1980 den DFB-Pokal durch einen 4:2-Finalsieg über Bayer Leverkusen. Die Werkself verlor damit innerhalb weniger Tage sowohl die Meisterschaft (Platz 2), als auch den DFB-Pokal und darüber hinaus noch das Finale in der Champions League (1:2 gegen Real Madrid).
Video: 2002 wurde der DFB-Pokal bei der Siegesfeier von Schalke 04 beschädigt. (Quelle: Youtube)
In den folgenden Jahren nahm die Dominanz der Bayern auch im DFB-Pokal immer weiter zu. Zwischen 2003 und 2006 gewannen die Münchner drei von vier Finalspielen, nur 2004 war Werder Bremen beim 3:2 gegen Zweitligist Alemannia Aachen zum fünften Mal erfolgreich und sicherte sich damit erstmals sogar das „Double“. Die Aachener hatten im Viertelfinale sensationell die Bayern mit 2:1 eliminiert.
2007 war es neuerlich die Alemannia, die sich im Achtelfinale gegen die Münchner mit 4:2 durchsetzte. Somit konnte der 1. FC Nürnberg, der 1935 die erste Auflage des Pokals gewonnen hatte, seinen insgesamt vierten Pokalsieg feiern.
Der favorisierte VfB Stuttgart, der kurz davor die Meisterschaft für sich entschieden hatte, ging zwar durch Cacau in der 20. Minute in Führung, der Torschütze musste allerdings zehn Minuten später nach einer Tätlichkeit vom Feld. Nach 90 Minuten stand es 2:2, in der Verlängerung sorgte der Däne Jan Kristiansen für die Entscheidung zugunsten der Franken.
Aus den 10 Pokalbewerben zwischen 2008 und 2017 gingen fünf Mal die Bayern als Sieger hervor, gleich drei Finalerfolge feierten die Münchner gegen Borussia Dortmund (2008, 2014, 2016), wobei den Bayern keiner dieser Erfolge leicht fiel und stets erst nach Verlängerung bzw. im Elfmeterschießen fixiert werden konnte.
Video: Dortmund – Bayern 5:2. (Quelle: Youtube)
2015 gelang es den Dortmundern zwar, im Halbfinale die Bayern auswärts in der Allianz-Arena im Elfmeterschießen zu bezwingen, allerdings scheiterten sie im Endspiel in Berlin am VfL Wolfsburg, der sich damit zum ersten Mal die DFB-Pokal-Trophäe sichern konnte.
Die Dortmunder hatten drei Jahre zuvor mit einem 5:2-Finaltriumph über die Bayern für einen Paukenschlag gesorgt, der den Schwarz-Gelben auch das erste Double einbrachte. 2017 holte sich der BVB nach drei Finalpleiten in Folge durch einen 2:1-Sieg über Eintracht Frankfurt den insgesamt 4. Pokalsieg.
Quellen:
1) https://de.wikipedia.org/wiki/FA_Cup
2) https://www.dfb.de/historie/trophaeen/tschammer-pokal/
3) http://www.fsv-frankfurt.de/cms/index.php?id=15&tx_ttnews%5Btt_news%5D=6970&no_cache=1
4) Harald Schock/Christian Hinkel, Ein Jahrhundert FSV Frankfurt 1899 e.V. Die Geschichte eines traditionsreichen Frankfurter Sportvereins, Frankfurt a.M, 1999, 58.
5) Stefan Goch/Norbert Silberbach, Zwischen Blau und Weiß liegt Grau: Der FC Schalke 04 in der Zeit des Nationalsozialismus, Essen, 2005, 82-84, 324.
Jakob Rosenberg/Georg Spitaler, Grün-Weiß unterm Hakenkreuz: Der Sportklub Rapid im Nationalsozialismus (1938-1945). Unter Mitarbeit von Domenico Jacono und Gerald Pichler, Wien 2011, 72-75.
David Forster/Jakob Rosenberg/Georg Spitaler (Hrsg.), Fußball unterm Hakenkreuz in der “Ostmark”; Ulrich Matheja, Die Beteiligung österreichischer Klubs an der “Großdeutschen Meisterschaft” und am “Tschammer-Pokal” 1938-1944, 262.
Lorenz Pfeiffer/Dietrich Schulze-Mermeling (Hrsg.), Hakenkreuz und rundes Leder; Matthias Marschik, Der Wiener Klubfußball 1938-1945, 452-453.
6) https://de.wikipedia.org/wiki/Dresdner_SC
7) http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tpt&datum=19430326&seite=1&zoom=33
8) https://www.dfb.de/historie/trophaeen/dfb-vereinspokal/
9) http://www.faz.net/aktuell/sport/der-dfb-pokal-reparatur-unter-traenen-180898.html
10) https://www.dfb.de/dfb-pokal/news-detail/dfb-pokalfinale-bis-2020-im-berliner-olympiastadion-57600/
11) http://www.dfb.de/news/detail/vor-20-jahren-hertha-bubis-stuermen-ins-pokalfinale-44138/
12) http://www.berliner-zeitung.de/die-sieger–der-1–fc-kaiserslautern-gewann-den-dfb-pokal-und-verdraengte-kurze-zeit-den-abstieg-zwischen-himmel-und-hoelle-17352522