Das Halbfinale ist, seit Jogi Löw als Bundestrainer fungiert, eigentlich nicht die Stärke der deutschen Nationalmannschaft.
Unter Löw erreichte das Team bei allen bisherigen sieben Turnieren jeweils zwar immer das Halbfinale – aber nur zweimal das Endspiel. Beim Confed Cup hat die vielzitierte B-Mannschaft des amtierenden Weltmeisters diese Negativ-Bilanz aber etwas aufpolieren können.
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Das Halbfinale bei der „Mini-WM“ wurde deutlich gewonnen – mit einem 4:1 setzte sich „Die Mannschaft“ vom Ergebnis her sehr deutlich durch und steht nun im Endspiel.
Dort trifft „Jogis Perspektivkader“ am Sonntag in St. Petersburg auf Chile und hat dort die Chance etwas Historisches zu schaffen: Erstmals den Confed Cup-Pokal nach Deutschland zu holen.
Wettquoten Vergleich zu Chile vs. Deutschland:
Die jungen Wilden wollen ihr Meisterstück abliefern
Bislang war Rang 3 im Jahr 2005 das Höchste der Gefühle für die ansonsten sehr erfolgsverwöhnten Deutschen. Das soll sich nun ändern.
„Jetzt wollen wir auch den Titel“, heißt es aus dem Lager der deutschen B-Mannschaft. Und das „B“ steht dabei wohl für beeindruckend. Oder begeisternd.
Beide Bezeichnungen treffen auf den Halbfinal-Auftritt gegen Mexiko zu. Vor allem in der Anfangsphase. Nach acht Minuten führte Deutschland bereits mit 2:0. Durch zwei Tore von Leon Goretzka – er schloss zwei perfekt gespielte Konter eiskalt ab.
Der Schalker sorgte damit für ein Novum: Es war der früheste Doppelpack der deutschen Länderspielgeschichte – früher als er hat kein Spieler in der deutschen Länderspiel-Historie zwei Treffer erzielt.
Ganz bescheiden sagte er danach: „Die spielen mir zweimal die Bälle sehr gut rein und so viel gehört dann gar nicht mehr dazu, die Bälle reinzuschieben.“
So leicht wie es anfing, ging es dann aber nicht weiter. Es folgte Schwerstarbeit. Mexiko drückte und war dem Anschlusstreffer ziemlich nah – doch die jungen Wilden retteten sich in die Pause.
Video: Im Zuge des Confed Cups feierte Jogi Löw mit dem 2:0 gegen Kamerun seinen 100. Sieg als Bundestrainer. Am Sonntag will er wieder feiern – und zwar über den Titel bei dieser “Mini-WM”. (Youtube/SPOX)
Kurz nach Wiederanpfiff stellte Timo Werner auf 3:0. Damit war das Final-Ticket schon vorzeitig gelöst. Mit ihren Treffern haben Goretzka und Werner nun auch die Führung in der Torschützenliste übernommen – beiden liegen mit je drei Treffern in Front.
Löw ist nicht nur von seinen Torschützen begeistert, sondern natürlich von der gesamten Mannschaft: „So etwas erhofft man sich natürlich vor einem Turnier, dass man ins Halbfinale oder Finale kommt. Es hat sich relativ schnell eine Mannschaft gebildet, die einfach auch eine Einheit darstellt.“
Diese junge Einheit, die bei diesem Confed Cup noch kein Spiel ohne Gegentor beendet hat, will nun auch am Sonntag im Finale überzeugen – und dort ihr Meisterstück abliefern.
Bei der “Meisterprüfung” kommt es in St. Petersburg zu einem Wiedersehen mit einem Gruppengegner – mit Chile. Die Begegnung in der Gruppenphase hatte mit einem 1:1 geendet. Die deutschen Youngsters wissen also ganz genau, was sie erwartet.
Vidal glaubt an “gute Chance” im Finale
Die Südamerikaner setzten sich im ersten Halbfinale am Mittwoch gegen Portugal durch. Um den Europameister niederzukämpfen und nach Hause zu schicken mussten die Chilenen über die größtmögliche Distanz gehen – über Verlängerung und Elfmeterschießen.
Nach 90 Minuten hatte es in einer zähen Partie, die arm an Höhepunkten und Torchancen war, keine Tore gegeben. Und auch die Verlängerung blieb torlos, weil Chile kurz vor dem Ende nur Stange bzw. Latte traf. Somit musste die Entscheidung vom Punkt aus fallen.
Der Weg ins Confed Cup Finale
Australien vs. Deutschland (2:3)
Deutschland vs. Chile (1:1)
Deutschland vs. Kamerun (3:1)
Deutschland vs. Mexiko (4:1)
Kamerun vs. Mexiko (0:2)
Deutschland vs. Chile (1:1)
Chile vs. Australien (1:1)
Portugal vs. Chile (0:3 n.E.)
In dem Duell Mann gegen Mann avancierte Chiles Torhüter Claudio Bravo zum Helden. Er hielt alle drei portugiesischen Elfmeter. Und da alle Chilenen trafen, brauchten die letzten zwei Schützen Portugals gar nicht mehr antreten und das Elferschießen endete mit dem seltenen Ergebnis von 3:0.
„Das war wirklich ein spannendes Ende“ sagte Arturo Vidal, Chiles Mann fürs Grobe, der im Alltag beim FC Bayern tätig ist. „Wir haben gekämpft, wie die Verrückten. Wir glauben, dass wir auch im Finale gute Chancen haben.“
Bravo, der Elfmeter-Held, fand es einfach nur „Wahnsinn“. Über die 120 Minuten davor sagte er: „Wir haben unglaublich gekämpft, aber es nicht geschafft ein Tor zu schießen.“ Chiles Nationaltrainer Juan Pizzi: „Wr haben verdient gewonnen. Wir hatten im ganzen Spiel mehr und bessere Chancen.“
Die Chilenen, die hier in Russland überhaupt das erste Mal beim Confed Cup vertreten sind und es dabei gleich ins Endspiel geschafft haben, wollen nun verständlicherweise auch mehr. „Ich habe schon vor Turnierbeginn gesagt: Unser Ziel ist der Titel“, unterstrich Vidal noch einmal die Bedeutung dieses Endspiels.
Deutschland ist seit 1968 gegen Chile unbesiegt
Die Historie spricht jedenfalls gegen den amtierenden Südamerika-Meister und für den aktuellen Weltmeister.
Chile hat zuletzt 1968 gegen Deutschland gewonnen. Damals feierten die Südamerikaner einen 2:1-Heimerfolg. Von den letzten vier Duellen gingen drei an den DFB – einzig beim 1:1 in der Gruppenphase dieses Confed Cups ging Chile nicht als Verlierer vom Platz.
Das letzte Duell bevor es zum Aufeinandertreffen hier im Rahmen dieser „Mini WM“ kam, gab es 2014 in Stuttgart. Dieses gewann Deutschland mit 1:0.
Die Wettanbieter schlagen sich diesmal auf die Seite der Deutschen.
Beim Duell in der Gruppenphase war noch Chile als leichter Favorit eingestuft worden, nun ist die deutsche Mannschaft in dieser Position. Dennoch weiß Löw, dass wieder eine hartes Stück Arbeit auf seine WM-Probanden wartet. „Chile spielt mit einer unglaublichen Variabilität und Intensität. Das wird sehr schwer.“