Nach dem Auftaktsieg gegen Australien hat sich die DFB-Auswahl auch mit dem 1:1 gegen Chile für einen längeren Aufenthalt in Russland empfehlen können: Gegen Kamerun reicht nun am Sonntag (Anpfiff um 17:00 Uhr) schon ein weiteres Unentschieden, um in das Halbfinale des Confed Cups einzuziehen.
Der hart erkämpfte Punktgewinn gegen den südamerikanischen Meister hat mittlerweile jedoch sogar die Lust auf etwas mehr geweckt. Als Krönung der ersten Turnierwoche wird in Sotschi der erste Platz in der Vorrundengruppe B anvisiert.
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Fernduell um den Gruppensieg
Um die aktuell punktgleichen Chilenen tatsächlich hinter sich zu lassen, macht sich aber wohl ein hoher Sieg erforderlich – schließlich ist kaum damit zu rechnen, dass sich La Roja im Parallelspiel von den Socceroos in die Suppe spucken lässt.
Zwar ist auch für die Mannen aus Down Under rechnerisch noch immer der Sprung in die Vorschlussrunde drin, bei den ersten beiden Auftritten hatten sich die Australier jedoch erwartungsgemäß als schwächster Vertreter der zweiten Vorrundengruppe herauskristallisiert.
Täuschte zunächst das knappe 2:3 gegen die DFB-Auswahl über die drückende Überlegenheit des Weltmeisters hinweg, konnte sich auch über das jüngste 1:1 gegen Kamerun allenfalls der etwas unter Wert geschlagene Afrikameister beschweren.
Wettquoten Vergleich zu Deutschland vs. Kamerun:
Die Unbezähmbaren Löwen hatten am Donnerstag in St. Petersburg immerhin ein deutliches Chancenplus für sich verbucht; so war allein Vincent Aboubakar ein halbes dutzend Mal in vielversprechender Position vor dem gegnerischen Kasten aufgetaucht.
Weil der Stürmer von Besiktas Istanbul jedoch einen gebrauchten Tag erwischte, konnte sich unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff lediglich Zambo in der Torschützenliste vermerken – dessen Wortmeldung reichte letztlich aber nicht, um den vollen Dreier an Land zu ziehen.
Ein unglückliches Einsteigen von Mabouka hatte die verdiente Führung nach einer Stunde zunichtegemacht: Die fällige Elfmeterchance ließ sich der zielsicher verwandelnde Mark Milligan natürlich nicht entgehen.
Angesichts des nicht vollends ausgeschöpften Potentials hinterließen die Kameruner einmal mehr den Eindruck einer vielversprechenden jungen Mannschaft, deren Entwicklung aber vor allem auch aufgrund der teilweise noch fehlenden Erfahrung noch nicht abgeschlossen ist.
Ende
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Die Löwen zahlen fleißig Lehrgeld
Die letzte Abgeklärtheit ließ die Truppe von Hugo Broos bereits beim anfänglichen 0:2 gegen Chile vermissen, als man es in der Schlussphase „vergaß“, sich für einen immer stabiler wirkenden Auftritt angemessen zu belohnen.
Nach einer nur äußerst glücklich schadlos überstandenen ersten Hälfte hatten sich die Afrikaner im zweiten Abschnitt deutlich verbessert präsentiert – und mit mutig gesetzten Nadelstichen dem Ruf der Unbezähmbaren Löwen alle Ehre gemacht.
Entsprechend bitter war es deshalb, dass das Auftaktspiel in den letzten Spielminuten doch noch in die Binsen ging. Die Schlussoffensive der sich noch einmal mit aller Entschlossenheit aufbäumenden Chilenen ließ die Gegenwehr in sich zusammenfallen.
Diesbezüglich hatte die sogar noch etwas unerfahrenere deutsche Perspektiv-Elf am Donnerstag einen ungleich besseren Job gemacht: Nach einem ebenfalls äußerst wackeligen Beginn konnte die zweite Halbzeit bis zur allerletzten Sekunde auf Augenhöhe bestritten werden.
Waren die deutschen Spieler nach 45 Minuten noch mit einem ziemlich schmeichelhaften 1:1 in den Katakomben von Kasan verschwunden, bekam die vermeintlich härteste Vorrundenprüfung dank der folgenden Leistungssteigerung schließlich doch einen verdienten Punktgewinn zu sehen.
Dass dieser einem gefühlten Sieg entsprach, war vor allem auf den in Bestbesetzung agierenden Gegner zurückzuführen: Der Spielraum der erfahrensten Mannschaft des diesjährigen Confed Cups wurde in der zweiten Halbzeit immer weiter eingeschränkt.
Löw: “#DieMannschaft hat im Spiel große Widerstandsfähigkeit bewiesen & mit einer gesunden Härte dagegengehalten.” #GERCHI #ConfedCup pic.twitter.com/2E9a3t2DgP
— Die Mannschaft (@DFB_Team) 22. Juni 2017
Von der im Verlauf der Partie zu konstatierenden Stabilisierung war auch Joachim Löw derart angetan, dass der 57-Jährige bei seinem schon 149. Einsatz als Nationaltrainer erstmals überhaupt auf sämtliche Einwechslungen verzichtete.
Die Wettanbieter erwarten eine klare Kiste
Die letztlich mit Bravour bestandene Bewährungsprobe vermittelte somit den Eindruck, dass die Erwartungen der Wettanbieter möglicherweise nicht zu hochgegriffen sind: Die deutsche Mannschaft scheint sich in Russland immer besser in die Rolle des ernsthaften Titelanwärters einzufinden.
Dabei wurde mit den bislang eingefahrenen vier Punkten streng genommen noch nicht einmal das unbedingte Soll erfüllt: Schon eine kleine Leistungsdelle gegen Kamerun könnte schließlich dazu führen, dass das Halbfinale ohne die DFB-Auswahl vonstattengeht.
Die Prognosen der Buchmacher weisen die Gefahr eines solchen Scheiterns gleichwohl als eher theoretisch aus: Laut der denkbar niedrig angesetzten Favoritenquoten von rund 1,4 wird der Griff nach dem Gruppensieg hier als die deutlich wahrscheinlichere Variante angesehen.
Im Vergleich dazu ist schon ein gleichfalls den Aufstieg garantierendes Unentschieden bereits verdammt stolz mit über 5,0 quotiert – während bei einem überraschenden Aufbegehren des Afrikameisters gar mit der Rückzahlung des 8-fachen Einsatzes gerechnet werden kann.
Dabei ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass Kamerun am Sonntag zumindest für etwas Spannung sorgt. Mit den von der Mannschaft besonders gern gesetzten Nadelstichen hatten kürzlich bereits die Australier für gelegentliches Tohuwabohu in der deutschen Hintermannschaft gesorgt.
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What do the boys have to say about the #ConfedCup‘s top scorer @stindl28? ⚽️ pic.twitter.com/SHQ1VfbSTv
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Blutgrätschen-Alarm in Sotschi?
Mit der Spielweise der Löwen war zudem auch schon die „echte“ A-Auswahl nicht so richtig gut zurechtgekommen: Unmittelbar vor der WM 2014 hatte es gegen die Afrikaner auf dem Weg zum vierten Titel nur zu einem Remis gereicht.
Beim 2:2 taten sich die späteren WM-Helden vor allem mit dem robusten Auftreten des zweikampfstarken Widersachers schwer; mit der extrem körperbetonten Gangart kamen insbesondere die Feinmotoriker im deutschen Kader nicht zurecht.
Wenngleich Kamerun unter Hugo Broos mittlerweile wieder mehr auf seine eigenen technischen Finessen baut, wäre es keine große Überraschung, wenn das Team nun auch beim FIFA-Konföderationen-Pokal noch einmal auf das vor zwei Jahren bewährte Erfolgskonzept vertraut.
In den letzten Wochen hat die junge deutsche Mannschaft jedoch schon mehrfach die Fähigkeit bewiesen, sich in kürzester Zeit auf neue Gegebenheiten einstellen zu können – diese Kompetenz muss die Elf von Jogi Löw nun auch zum Abschluss der Vorrunde in der Waagschale platzieren.