Frankreich bleibt der Nabel der Sport-Welt. Eine Woche bevor bei der Fußball-Europameisterschaft in Paris der Sieger gekürt wird, beginnt mit der Tour de France auch schon das nächste sportliche Großereignis.
Ab 2. Juli (Samstag) wird wieder quer durch Frankreich geradelt. Begonnen wird diesmal, bei der 103. Auflage, im Norden – in der Normandie.
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In Le Mont-Saint-Michel erfolgt der Grand Depart und somit der Start der ersten der insgesamt 21 Etappen. Ziel ist nach 188 Kilometer der Küstenabschnitt Utah Beach, wo am 6. Juni 1944 die Allierten landeten.
Es folgen weitere 20 Etappen und nach insgesamt 3519 Kilometer werden die 22 Teams, die mit je neun Fahrern das Rennen beginnen, am 24. Juli in Paris erwartet.
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Quoten: Stand 27. Juni 2016; Text: vor Rennbeginn
Doch dazwischen geht es noch über weitere acht Flachetappen, eine hügelige Etappe, zwei Zeitfahren und über neun Bergetappen, von denen vier als Bergankünfte enden.
Es ist ein Kurs der Abwechslung und Spannung verspricht, der Altbewährtes – wie etwa den Mont Venoux und ein Bergzeitfahren – sowie auch sehr viel Neues zu bieten hat: 16 Etappenorte sind erstmals im Streckenplan, 10 der 28 schweren Berge geben ihre Tour-Premiere.
Nur eines bleibt beim Alten: Die Favoriten auf den Gesamtsieg.
Froome mit altbewährter Taktik zum dritten Triumph?
Allen voran Vorjahressieger und Titelverteidiger Christopher Froome. Der Kapitän des Team Sky hat schon bei der Tour-Präsentation im November angekündigt: „Ich bin hungriger denn je.“
Er ließ Taten folgen. So gewann er vor kurzem das Critierium Dauphine, das wichtigste Vorbereitungsrennen für die Tour bereits zum dritten Mal – nach 20123 und 2015. In beiden Fällen gewann er danach auch die Tour de France.
Jeweils in beeindruckender Manier. Und immer mit derselben Taktik: Schon auf der ersten Bergetappe mit Bergankunft einen Vorsprung auf die Konkurrenz rausfahren.
2013 machte er mit seinem Etappensieg in Ax-3-Domaines 51 Sekunden auf den ersten Verfolger gut und im Vorjahr gewann er die Etappe in La Pierre Saint-Martin sogar mit 2:52 Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten.
Video: Best of Tour de France 2015. Die besten Momente der letztjährigen Frankreich-Rundfahrt. (Quelle: Youtube/ Le Tour De France)
Diesmal steht die erste Bergankunft am 9. Teilstück auf dem Programm – nach Andorre Arcalis. Ob der 31-jährige Brite mit kenianischen Wurzeln seine Sieg-Taktik auch diesmal anwenden wird, das wird sich noch zeigen.
Die Konkurrenz wird jedenfalls bestens vorbereitet sein, denn der Kreis der Favoriten auf den Gesamtsieg ist wohl so groß wie schon lange nicht mehr – und alle haben ein Ziel: Sie wollen Froome vom Tour-Thron stoßen.
Diese Fünf machen Jagd auf Froome
Nur, wer kommt dafür in Frage. Ein Überblick über Froomes härteste Konkurrenten bei der Runde durch Frankreich.
Der kleine Kolumbianer war bei Froomes beiden Tour-Siegen jeweils Zweiter. 2013 mit 4:20 Minuten Rückstand, im Vorjahr waren es nur noch 1:12 Minuten. Diesmal will der 26-jährige vom Team Movistar ganz hinauf. Beim Giro d’Italia schaffte er das 2014 schon.
Seine Devise: Volle Attacke. Im Vorjahr bereitete er Froome in der letzten Tour-Woche damit einige Probleme. Bei den Wettanbietern werden ihm die größten Chancen eingeräumt, Froome den Sieg streitig zu machen.
2007 und 2009 gewann der Spanier die Tour, sein Sieg von 2010 wurde ihm wegen Dopings aber aberkannt. Doch seit seiner Sperre (von August 2010 bis August 2012) ist er nicht mehr Alte, sein Antritt ist nicht mehr so explosiv wie früher.
Die Tour brachte ihm in den letzten Jahren auch kein Glück: 2013 wurde er nur Vierter, 2014 musste er nach einem Sturz aufgeben und 2015 peilte er mit dem Giro-Sieg das „Double“ an, wurde am Ende aber nur Fünfter.
Heuer kommt der „Pistolero“ aber ohne Giro-Belastung nach Frankreich. Bei der Dauphine gewann er das Bergzeitfahren.
Nachdem er im Vorjahr beim Giro Zweiter wurde und die Vuelta Espana gewonnen hat, will es der italienische Kletterspezialist nun auch bei der Tour de France wissen. Der Sieg auf der dritten Etappe der Dauphine-Rundfahrt zeigt, dass er auf einem guten Weg ist.
Allerdings ist er zuvor noch nie bei der Tour gefahren. Dennoch wird er von den Buchmachern in Sachen Gesamtsieg gleich hinter den Top-3 gereiht.
Wie es ist die Tour de France zu gewinnen, weiß er – bei Froomes zwei Tour-Siegen war er sein Edelhelfer. Nun, will er selber siegen und wechselte deshalb zum Team BMC. Bei einwöchigen Rundfahrten zeigte er schon öfters auf, wie etwa bei der Dauphine, wo er am Ende Gesamt-Dritter wurde.
Wie er über drei Wochen als Kapitän funktioniert, weiß allerdings niemand.
Der Sieger von 2014 – er nutzte damals die Chance, als die Top-Favoriten Froome und Contador nach Stürzen verletzt w.o. geben mussten – wird weniger hoch gehandelt. Wohl, weil er den Giro in den Beinen hat. Den hat er zwar gewonnen, allerdings hat seit 1998 keiner mehr nach einem Giro-Sieg auch die Tour gewonnen.
Sein Plus: Er kann ohne Druck fahren, da sein Team Astana mit Fabio Aru über einen zweiten Kapitän verfügt.
Frankreich hofft auf den ersten Heimsieg seit 1985
Neben diesem „Fünfer-Pack“ gibt es auch noch zwei Franzosen, denen zugetraut wird, für einen „Heimsieg“ zu sorgen. Der letzte Franzose, der die Tour de France gewann, war 1985 Bernard Hinault.
Am knappsten war 1989 Laurent Fignon dran, der den Triumph damals aber um acht Sekunden verpasste. Am Ende jubelte Greg LeMond. Es ist bis heute die engste Entscheidung in der Geschichte der Tour.
Nun sollen es Thibault Pinot und Romain Bardet für die „Grande Nation“ richten – einer der beiden soll Frankreichs 37. Sieg bei der Grand Boucle holen.
2014 war er bereits Dritter bei der Tour. Er ist ein ausgezeichneter Kletterer und hat sich auch im Zeitfahren deutlich verbessert. Und auch die Form scheint zu passen – beim Criterium du Dauphine, der Generalprobe für die Tour, gewann er eine schwere Bergetappe.
2014 beendete er die Tour auf Rang 6, im Vorjahr auf Rang 9. Er ist auch ein guter Bergfahrer, aber mit Schwächen im Zeitfahren. Und: Heuer ist er noch ohne Sieg, im Vorjahr gewann er bei der Tour eine Etappe.
Die Deutschen hoffen auf Etappensiege
Froome hat jedenfalls eine Menge Konkurrenz, auf die er aufpassen muss – neben den allseits bekannten Quintana, Contador und Nibali – kommen nun auch aufmüpfige Emporkömmlinge wie Aru und Porte hinzu. Spannung sollte jedenfalls garantiert sein.
Die Deutschen, werden zwar im Kampf um den Gesamtsieg kein Wörtchen mitreden, aber es gibt genug Möglichkeiten, wo sie aufzeigen können.
So ist Marcel Kittel durchaus zuzutrauen auf Sprintetappen zu gewinnen (vielleicht ja schon auf der Auftaktetappe – womit er dann auf der zweiten Etappe im gelben Trikot starten würde) und der Zeitfahr-Parcours auf der 13. Etappe sollte etwas für Zeitfahr-Spezialist Tony Martin sein.