Icon DetailAls Buchmacher oder Wettanbieter – die Begriffe werden meist synonym gebraucht – gilt, wer Wetten zu festen Gewinnquoten (Gegensatz: variable Quoten, Poolwetten) auf den Ausgang künftiger Ereignisse anbietet.

Neben Wetten auf Sportveranstaltungen, die in der Regel den größten Anteil im Angebot eines Buchmachers stellen, werden häufig auch solche auf Ereignisse aus den Themenkreisen Politik, Medien, Finanzmärkte und vielen mehr angeboten.

 

 

Die Herausforderung der Tätigkeit als Buchmacher liegt darin, die Wettquoten anhand von Wahrscheinlichkeiten und Nachfrage so zu gestalten und anzupassen, dass, egal wie das Wettereignis ausgeht und wie sich die Wetteinsätze auf die möglichen Szenarien verteilen, nach Auszahlung der Wettgewinne auch noch ein kleiner Gewinn für die eigene Tasche übrig bleibt (vgl. dazu Wettquoten berechnen sowie Quotenschlüssel).

Der Wettanbieter möchte also im theoretischen Idealfall bei einem Wettereignis derart “sein Buch machen”, dass er vom Ausgang des Events unanbhängig ist und in jedem Fall ohne ein Risiko einzugehen seine kleine Gewinnspanne mit Sportwetten einfährt – dieses Ziel wird auch mit dem Begriff „balanced book“ umschrieben.

 

icon FragezeichenWussten Sie? Auch wenn die Begriffe “Buchmacher” und “Wettanbieter” landläufig synonym gebraucht werden, gibt es – streng genommen – einen kleinen aber feinen Unterschied. Ein Buchmacher gestaltet die Quoten, während ein Wettanbieter ein Wettangebot stellt.

Ein Unternehmen kann selbstverständlich beide Dienstleistungen erbringen, was auf die historisch ersten Buchmacher zutraf – oder aber auch sich nur auf eine spezialisieren. Wie viele andere Branchen hat sich auch die Wettbranche über die Jahre ausdifferenziert.

So gibt es heute viele Wettanbieter, die ihre Quoten einkaufen, also sie von jemand anderem errechnen lassen und damit keine Buchmacher mehr im eigentlichen Sinne sind.

 

Tabelle: die 7 größten Buchmacher der Welt

Wettanbieter Kundenzahl Umsatz (in Euro) Operativ (in Euro) Mitarbeiter
1. Bet365 ca. 35 Millionen 2,7 Mrd. (2018) 660 Mio 2018) 4.300
2. Bwin ca. 20 Millionen 611,9 Mio (2014) 97,9 Mio (2014) 1.570
3. Bet-at-home ca. 5,1 Millionen 143,4 Mio (2018) k.A. 290
4. Sportingbet ca. 2,5 Millionen 1,577.2 Mio (2009) 21.9 Mio (2009) k.A.
5. Betway ca. 2 Millionen k.A. k.A. k.A.
6 Tipico ca. 1,2 Millionen k.A. k.A. 600

Die Tabelle zeigt die sieben größten Wettunternehmen der Welt, die Reihung der Buchmacher erfolgt nach den erzielten Wettumsätzen im Jahr 2015

 

Begriffsherleitung

Das deutsche Wort „Buchmacher“ hat seinen Ursprung im englischen „Bookmaker“, kurz: „Bookie“, und leitet sich von der Tatsache ab, dass Wettgeschäfte bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in gebundenen Büchern vermerkt wurden. Die Begriffsherkunft verweist zugleich auch auf die Wurzeln der modernen Profession, die in England liegen.

 
rufzeichendie besten Wettanbieter im Vergleich
 

Buchmacher offerieren, wie bereits eingangs festgehalten, ein festes, zumeist sehr breites Wettangebot mit fixen Quoten, welches öffentlich, d. h. für jedermann, der die Bedingungen akzeptiert und erfüllt, zugänglich ist. Sie tragen also nicht nur Geschäfte in ein Buch ein, sondern „machen das Buch“, indem sie die Bedingungen des Wettgeschäfts als offenes Angebot, ein Angebot an die Allgemeinheit, festlegen.

Icon BookVon den Wettbüchern, die die Buchmacher führen, sind solche zu unterscheiden, wie sie beispielsweise in den seit dem 18. Jahrhundert entstandenen Gentlemen’s Clubs aufliegen. Darin halten die Clubmitglieder Wettgeschäfte fest, die sie unter einander abschließen. Wettgegenstand, -bedingungen, und -einsätze solcher Geschäfte unterliegen der Vereinbarung der Vertragsparteien.

Das Konzept, das hinter den Wettbüchern der Clubs steckt, wird heute in der Wettbörse aufgegriffen und auf eine professionelle Ebene gehoben.

 

Geschichte der Buchmacher

Auf welche Geburtsstunde das Geschäft mit der (Sport-)Wette eigentlich zu datieren ist, darin sind sich die Geschichtsschreiber nicht einig. Die ältesten Überlieferungen zu Wettgeschäften stammen aus verschiedenen Kulturen der Antike. Artefakte der Ägypter, Römer und Griechen berichten unabhängig von einander von einer entsprechenden Tradition.
 

Icon DetailDie Geschichte des modernen Buchmachers, der Profession, ist jedoch, darin herrscht Einigkeit, eng verwoben mit der englischen Buchmachertradition, die zugleich mit der Institutionalisierung des Pferderennsports entsteht.

 
Im georgianischen England des 18. Jahrhunderts erlebt die Sportart eine erste Blütezeit. Rennbahnen werden verstärkt gebaut und Rennen wie das Royal Ascot, die Epsom Oaks oder die St. Leger Stakes, die noch heute alljährlich stattfinden, ins Leben gerufen. Ab 1750 ist der Jockey Club die regulatorische Instanz des britischen Pferderennsports.

Bald sind Wettgeschäfte unter Rennpferdeeignern, der Aristokratie und der vermögenden Bürgerschicht eine Selbstverständlichkeit. Diese werden in besagten Gentlemen’s Clubs, in den Räumlichkeiten von Tattersalls, Londons ältestem Auktionshaus für Pferde, in dem auch der Jockey Club untergebracht war, oder auch auf Rennbahnen beschlossen.

 
Buchmacher Ladbrokes

Bild: der traditionelle englische Buchmacher Ladbrokes erstrahlt in modernem Design
 
Ursprünglich werden also Pferdewetten zwischen Bekannten abgeschlossen, die unterschiedliche Ansichten über den Ausgang eines Rennens haben. Wem schließlich als erstem die Idee kam, aus der weit verbreiteten und beliebten Wettpraxis ein Geschäft zu machen, ist nicht einwandfrei überliefert.

Viele Quellen nennen dennoch einen Namen: Harry Ogden gilt als Begründer des modernen Buchmachergeschäfts. Er beginnt seine Geschäftstätigkeit in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts.

Rasch folgen andere nach. Doch der berühmteste Buchmacher aus den Anfangstagen der Branche ist William Edmund Davies. Er erhält aufgrund der großen Geldsummen, die er akzeptiert – sowohl absolut, als auch für einzelne Wettgeschäfte – den Beinamen „Leviathan“.

Er ist zudem ein Pionier der sogenannten „Betting Lists“. Dabei handelt es sich um Listen mit Wettangeboten, die in Zeitungen annonciert oder auf öffentlichen Plätzen und in Geschäften ausgehängt werden. Die Sportwette dringt damit schließlich bis in die Unterschicht vor. Bald werden Wettgeschäfte auch auf Kommission abgeschlossen.

 

Buchmacher heute

In den Anfängen ist das Buchmachergeschäft ein sehr „mobiles“: Auf Straßen, Rennbahnen, öffentlichen Plätzen, Geschäften oder auch in den Clubs erreichen und bedienen die Buchmacher ihre Kunden. Auf der Rennbahn konkurrieren die Bookies oft mit der Methode der Marktschreier. Später werden dann eigene Annahmestellen eingerichtet.

Heute ist das stationäre Wettgeschäft in Wettbüros oder auch in Annahmestellen auf der Rennbahn übriggeblieben. Auf der Rennbahn haben sich mittlerweile die Pool Wetten über das Totalisator-System (entwickelt in den 1860er Jahren von Oller) durchgesetzt (vgl. dazu Oddset Wetten & Quoten). Mit dem technischen Fortschritt sind aber auch neue Vertriebskanäle hinzugekommen. Den wichtigsten davon bildet das Internet.

 

Video: der bekannteste deutsche Buchmacher – Tipico Sportwetten – setzt auf Michael Ballack und auf die Mannschaft von FC Bayern München

 
Das Internet bringt das Buchmachergeschäft auf eine neue Ebene. Wettgeschäften sind keine räumlichen oder Kapazitäts-Grenzen gesetzt. Nicht umsonst operieren viele moderne Wettanbieter daher rein über das Internet. Ausnahme bilden hier vor allem alteingesessene Bookies, deren Wurzeln noch in ein entfernteres Jahrhundert zurück reichen. Traditionen lassen sich auch über die Jahre nicht gänzlich abschütteln.

 
Logo Ladbrokes SportwettenLadbrokes, beispielsweise, wurde 1886 gegründet und war im Laufe der Zeit zu vielen Anpassungen gezwungen. Wenngleich der Bookie mittlerweile auch das Internet für sich entdeckt hat, bildet das stationäre Wettgeschäft die größte Einnahmequelle (vgl. Ladbrokes Fakten & Infos).

 
Mittlerweile ist das Buchmachergeschäft freilich kein ausschließlich britisches Phänomen mehr, sondern wird weltweit praktiziert. Neben der Veränderung von sozialer und geographischer Reichweite, hat sich auch das Angebot weiterentwickelt und ist schon lange nicht mehr rein auf Pferderennen und Sportwetten beschränkt.

 
Zitierte Quellen:

Lambie, James (2010): The Story of Your Life. A history of The Sporting Life Newspaper (1859-1998). Matador, Leicester

Munting, Roger (1996): An Economic and Social History of Gambling in Britain and the USA. Manchester University Press, Manchester

Vamplew, Wray / Kay, Joyce (2005): Encyclopedia of British Horseracing. Routledge, Abingdon Oxon

 
zum Wettlexikon für Sportwetten
 
 

Alle Begriffe aus dem Wettlexikon im Überblick

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